23.11.2019 – 50 Jahre MC Elbe e.V.

Am 23. November 2019 feierte der MC Elbe e.V. in entspannter Atmosphäre im Prototypenmuseum in der Hamburger Hafencity den 50. Geburtstag des Clubs. Als Rallye-Team 1969 in Eilbek gegründet, ist der MC nach fünf Jahrzehnten eine Institution in der Hamburger Motorsportszene, die nicht mehr weggedacht werden kann. Die Aktivitäten der Clubmitglieder sind ähnlich zahlreich ihr vielfältiges motorsportliches Engagement. Doch Ende November ging es neben gemütlichem Beisammensein um einen Blick zurück in die Geschichte des Vereins. Und so führte nach Kaffee und Kuchen, einem spannenden Rundgang durchs Museum und herzlichen Grußworten von Ingo Meyer (Vorsitzender des ADAC Hansa) und Adi Schlaak (Sportleiter ADAC Hansa) Jens Sendel, seit 2018 1. Vorsitzender, die anwesenden Clubmitglieder zurück in die Historie des MC Elbe e.V. Dann galt es noch Pokale an die Gewinner der 50. ADAC-MC Elbe Rallye zu verteilen.

Hier folgt die Festrede von Jens Sendel. Dann Fotos von Patrick Seitz:

Herzlich willkommen im Prototyp-Museum!


Ich begrüße vom Vorstand des ADAC Hansa den Vorsitzenden Ingo Meyer und den Sportleiter Adi Schlaak. Jens Kuhfuß, Vorstand für Finanzen des ADAC Hansa, läuft heute als Mitglied des MCE. Herzlichen willkommen, liebe Karin Schnehagen aus der Sportabteilung.

Liebe Mitglieder des MCE, schöne Grüße auch von Andreas Krebs und Thomas Wolf, die leider nicht kommen konnten!

Der Motorsportclub Elbe pflegt seine Traditionen nun schon seit 50 Jahren. Seit 1969 hat sich der Club immer der Zeit und den wechselnden Bedingungen angepasst. Aber – und das ist der Unterschied – nicht der Mode oder den Dingen, die gerade „in“ sind. Wir haben immer dafür gesorgt, dass sich der Club verjüngt und dass Themen wie Umwelt, Integrität und nicht zuletzt ein zeitgemäßer Motorsport gelebt werden.

Aber immer der Reihe nach. Begeben wir uns in die Vergangenheit, ans Ende der 60er Jahre. Das Wirtschaftswunder war Beginn einer ungeahnten Mobilitätsbewegung. Ende der 60er Jahre war die Infrastruktur für Automobile und Motorräder in Deutschland nahezu perfekt. Verbrennungsmotoren und Motorsport waren noch kein „Teufelszeug“ und das Interesse daran hatte Hochkonjunktur. So kam es dann, dass in der Hamburger Kneipe „Kupferkrug“, in der Hasselbrookstraße 27 ein paar Menschen mit gleichen Interessen zusammensaßen und das Kupferkrug-Rallye-Team (KRT) gründeten. Initiator des Ganzen war der Kneipenwirt Uli Moch, der nicht zu Unrecht den Titel „schnellster Gastwirt Hamburgs“ trug. Alles, was im Norden Rang und Namen in der Szene hatte traf sich bei Uli.

Als logische Folge wurde 1971 ein richtiger Verein gegründet. Schon 1972 wurde daraus dann der MC Eilbek, dessen Name sich aus der geografischen Lage der Kneipe ergab. Die Vorschläge MSCE, EMC. EMSC und ASCW fanden keine Mehrheit. Bei der Gründung dabei waren Bernd und Birgit Sommerkamp, die auch heute noch Mitglieder im Club sind. Weitere Gründer waren u.a. Karsten Rickheim, Jürgen Hubert, Dieter Clausen und Gerd Kurrat. 1. Vorsitzender wurde Uli Moch und der Sportwart (heute heißt das Sportleiter) war Andy Bockelmann, später langjähriger Beifahrer von Rolf Petersen. Aus dem KRT-Wappen mit dem Kupferkrug wurde 1973 das markante dreieckige Clubwappen. Es wurde von unserem Mitglied Uwe Schunck entworfen.

Der MC Eilbek war in den frühen 70ern der Club in Norddeutschland, wenn es um den Rallyesport ging. Obwohl schon 1973 der erste MCE-Slalom durchgeführt worden ist – übrigens auf dem Gelände des Autohauses Süd in der Süderstraße. Auch ein Mofa-Turnier auf dem Parkplatz von Karstadt Wandsbek und mehrere Filmabende standen auf dem Programm. Und es ergab sich, dass auf der Ergebnisliste des Chiquita Slaloms vom MSA Polizei Namen wie Moch, Sommerkamp und Kurrat standen.

Aber wieder zurück zum Rallyesport: Namhafte Mitglieder wie die Sommerkamps, Erhard Fibier, Detlef „Teddy“ Schaller (der in Anlehnung an den Titel von Uli Moch als „schnellster Polizist Hamburgs“ bezeichnet wurde), Hermann Goos oder Dieter Clausen der „schnellste Taxifahrer Hamburgs“, Uwe Ipsen, Klaus Wöller, Jörn Fehland, Jürgen Plath, Ingo Huter, Werner Ligendza. Günther Täder, Thomas Körner und zu guter Letzt auch das erfolgreiche Damenteam Marianne Isebarth/Cornelia Krebs. Sie alle hielten das MCE Dreieck hoch und festigten dessen Bedeutung durch zahlreiche Erfolge im Rallyesport. 1974 wurde Gerd Kurrat 1. Vorsitzender des MCE.

Durch die Erfolge der MCE-Mitglieder und die steigende Bedeutung des Clubs im Rallyesport, entschieden sich die Mitglieder 1981 für eine Namensänderung: Aus dem eher „provinziellen“ Hamburger Stadtteil Eilbek wurde Elbe. Das Vereinswappen wurde angepasst und blieb ansonsten unverändert. Damit fuhren Mitglieder des MC Elbe von nun an bei Norddeutsche Meisterschaften oder Deutschen Meisterschaften den anderen „um die Ohren“.

Viele der Details habe ich aus dem Hansa Report des ADAC. Es hat Spaß gemacht darin zu schmökern und öfter von über 100/200 Startern bei Rallyes mit hunderten Kilometern Schotterprüfung zu lesen. Was waren das für Zeiten? Eine internationale Hunsrück-Rallye mit 184 Startern, darunter das Team Plath/Huter. Bernd Sommerkamp hat für die Saison 1976 einen Escort 2000 geordert, um richtig Gas zu geben. Bei einer weiteren Hunsrück waren es 254 Starter mit vier MCE-Teams unter den Teilnehmern. Das Zwischenergebnis der Hamburger Rallyemeisterschaft im Hansa Report las sich dann fast wie die Mitgliederliste des MCE. Und davon hatte der Club mittlerweile 50.

Ende der 70er und Anfang der 80er veranstaltete der MC die Elbe-Rallye. Etwas, von dem man heute nur noch träumen kann. Wertungsprüfungen wie z.B. auf der Trabrennbahn in Farmsen wären undenkbar. 1980 fuhr man bei der Elbe-Rallye eine WP mit einer Länge von sage und schreibe 69,2 Kilometern. Das war eine der ersten kompakten Rallyes, so wie sie heute nur noch gefahren werden. Etwas mehr als 500 km Gesamtstrecke und davon mehr als 300 km Wertungsprüfungen! 1982 erhielt man sogar ein Prädikat für den Opel Kadett Cup. Besonderheiten der Elbe-Rallye: Erstmalig gab es ein Bordbuch und einen zentralen Serviceplatz in Munster. Das machte den Club noch bekannter und man konnte Starter wie etwa Jochi Kleint verzeichnen.

In der deutschen Meisterschaft waren Sommerkamps und Teddy Schaller mit Gustl Brusch unterwegs. Auch Jürgen Plath und Ingo Huter waren damals auf Schotter und Asphalt in Action. Reinhardt Stoldt, Werner Ligendza oder Günther Thäder waren zu der Zeit bereits auf allen Slalomstrecken gefürchtete Gegner.

Derweil kam fast jeder norddeutsche Rallyemeister oder Podiumskandidat vom MC Elbe. In der deutschen Meisterschaft waren die MCE-Mitglieder ebenfalls oft zu sehen. Ingo, Jürgen oder Bernd fuhren gegen Walter Röhrl, Achim Warmbold oder Jochi Kleint. Aber auch andere Facetten des Motorsports wurden bedient: Hermann Heitmann fuhr als Rallyebeifahrer und nahm selbst erfolgreich an Slaloms teil. Unser Reinhard Stoldt war erfolgreich mit seinem Golf auf Rundstrecken in Deutschland unterwegs. Und er ist bis heute schnell im Auto. Als Teamleiter im MCE und als Trainer für den ADAC Youngster Cup kümmert er sich Jahr für Jahr um den Nachwuchs. Nicht unerwähnt möchte ich lassen, dass unsere Clubmitglieder schon früh auch als Sportwarte bei der Organisation und im ADAC aktiv waren und es bis heute noch sind: Als Zeitnehmer, Trainer, Referenten, Obleute, Sportkommissare, Slalom-, Renn- und Rallyeleiter, technische Kommissare usw. Das zeichnete den Club damals wie heute aus: Nicht nur aktiv am Motorsport beteiligt zu sein, sondern auch durch ehrenamtliches Engagement die passive Seite des Sports zu stützen. Nur so ist es anderen möglich, ihren Sport zu betreiben.

Derweil nahm das Team Ligendza/Krebs mit einem Ford Escort die Tour d´Èurope unter die Räder. Sie legten dabei knapp 8000 km zurück. Während also die andere Clubmitglieder in höheren Ligen unterwegs waren, startete ich anfangs mit Thomas Hansen und kurze Zeit später das erste Mal mit Rosi in Berlin bei der Havelland-Rallye. Aber das Ende der kleinen Rallyes nahte und die 200er-Rallyes kamen. Das wurde zu aufwändig und zu teuer. Auch die anderen Aktiven im Club reduzierten Ihre Aktivitäten aus den unterschiedlichsten Gründen. Und so war der MCE Ende der 80er nicht mehr so aktiv wie vorher. Aber die Tradition wurde fortgeführt und Reinhard hielt die Flagge hoch. Er fuhr weiterhin Slaloms und brachte seinen Sohn Henrik zum Kartsport, Damit hielt die Jugendarbeit Einzug in den MCE.

Die Elbe-Rallye wurde zu groß für den MCE und der ADAC Hansa wurde Veranstalter der Rallye, die jetzt Hamburg-Rallye hieß und sogar das Prädikat „International“ vor dem Namen trug. Ingo Huter war Fahrtleiter bei der Rallye 1986. Nun war der MCE Teil einer Veranstaltergemeinschaft, weil das alleine nicht zu stemmen war. Ein Umstand der schon damals die Durchführung einer Rallye schwierig machte. War die Rallye Hamburg 1988 noch ein Lauf zur Deutschen Rallye Trophäe, träumte Huter 1989 davon, dass die Rallye Hamburg sogar Lauf zur Deutschen Rallyemeisterschaft werden könnte. 1988 wurden übrigens einige WP-Kilometer auf DDR-Terrain gefahren.

Anfang des neuen Jahrtausends erwachte der MCE wieder aus seinem Dornröschenschlaf und nahm Fahrt auf. Mittlerweile war allerdings der Slalomsport Schwerpunkt der Aktivitäten. Rallyefahren war zu teuer und die guten Rallyes fernab von Norddeutschland, vom neuen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern einmal abgesehen. Im Youngster-Cup war der MCE nicht nur mit Trainern vertreten, sondern auch mit erfolgreichen Teilnehmern. Der MCE wurde wieder zu einer Größe im norddeutschen Motorsport und bei den Ehrungen des ADAC Hansa war auch immer ein MCE-Mitglied auf dem Podest. Der 1. Vorsitzende hieß ab 2004 Lothar Faßnacht und der Club wurde nach einer Satzungsänderung gemeinnütziger Verein. Ab 2007 hieß unser 1. Vorsitzender dann Jens Kuhfuß.

Aber Reinhards Aktivitäten im Youngster-Cup führten dazu, dass der MCE weiterhin eine wichtige Position einnahm. Henrik Stoldt war mittlerweile einer der erfolgreichsten und schnellsten Slalomfahrer in Norddeutschland und darüber hinaus. Er war auch oft beim Dacia Logan Cup auf der Rundstrecke zu sehen. Eine eindrucksvolle Werbung für den MC Elbe im Motorsport. Das führte dazu, dass sich der Club wieder verjüngt hat. Lange Zeit war es gar nicht so einfach neue Mitglieder für den Motorsport zu gewinnen. Dank des ADAC Youngster-Cups und den Aktivitäten der Mitglieder hatte das nun wieder mehr Erfolg. So konnte sich z.B. Ulrike Krafft vom Dacia Logan bis zum Ford Fiesta im
Tourenwagensport hocharbeiten.

Viele neue und junge Mitglieder führten auch zu neuen Aktivitäten: Track Days waren nun angesagt, Slalom war Tagesgeschäft, Rallye fand nur spärlich statt aber regelmäßig: z.B. im Rahmen der ADAC Retro-Rallyes und bei historischen Oldtimer-Rallyes, bei denen auch Julia Kuhfuß, die Tochter von Jens aktiv ist. Eine eigene Veranstaltung haben wir bisher nicht mehr stemmen können, jedoch sind wird Mitveranstalter eines Slalomlaufes zur Deutschen Meisterschaft geworden und konnten die Veranstaltung mit Rat und Tat unterstützen. Der MCE hat also nach wie vor einen guten Ruf in der Szene und bekannte Namen unter den Mitgliedern. Einen davon haben wir leider verloren: Wir mussten uns von Jürgen Plath verabschieden, der an den Folgen eines Sturzes verstorben ist.

Beim Regionalclub ADAC Hansa ist der MCE auch zahlreich vertreten, bis hin zum Vorstandsmitglied für Finanzen in Person von Jens Kuhfuß. Das dreieckige Logo wurde in dieser Zeit einem Facelift unterzogen und der Zeit angepasst. Nachhaltigkeit und Tradition sind nach wie vor ein Thema. Auch deshalb hat mittlerweile das Thema SimRacing Einzug beim MCE gehalten. Es könnte ein möglicher Weg sein, wie man Motorsport auch in Zukunft noch betreiben kann. Wir haben uns 2017 und 2018 auf der Messe Hamburg Classics und 2019 auf dem Stadtparkrevival präsentiert. Der MCE wird sich also auch weiterhin für den Motorsport engagieren, aktiv daran teilnehmen und durch Sportwarte organisieren. Leider haben wir nach kurzer, schwerer Krankheit auch unseren Thomas Märker verloren. Hoffentlich finden sich unsere „Ehemaligen“ da oben zum Stammtisch wieder.

Ich wünsche uns allen noch viele Jahre Spaß an unserem Sport, wie auch immer der in der Zukunft aussehen wird. Wir werden auf jeden Fall irgendwie dabei sein!

Ich bedanke mich beim Vorstand des ADAC Hansa für die Unterstützung dieser Feier und danke Euch allen fürs Zuhören!

Jens Sendel (1.Vorsitzender des MCE)

Hamburg im November 2019

 

Jens Sendel bei seiner Festrede
Der MC Elbe während der Führung durchs Prototypen-Museum
Der Club vor einem Auto von Michael Schumacher
Mitglieder des MC haben einen Simulator entdeckt
Sportleiter Adi Schlaak bei seiner Ansprache
Ingo Meyer richtet Worte des Grußes an den MC Elbe e.V.